Safety first! Unser Assistenzsystem Stability Plus für mehr Flexibilität bei gleichbleibender Sicherheit auf der Baustelle

NewsClick im Gespräch mit unserem BG Produktmanager Franz Harnisch

NC:Wenn ich den Begriff „Stability Plus“ lese, drängt sich die Vermutung auf, dass dieses Assistenzsystem etwas mit der Standsicherheit unserer Geräte zu tun hat. Liege ich mit dieser Vermutung richtig?

FH: Im Kern ja. Wobei Stability Plus nicht unsere Standsicherheit unterstützt, sondern unter Berücksichtigung der Standsicherheit neue Bereiche der Ausladung ermöglicht, quasi ein Plus an Reichweite. Das war eine Anforderung, die schon lange im Raum stand. So wurde nach einer Lösung gesucht, mit der wir ohne Abstriche bei der Standsicherheit zusätzliche Ausladung und somit Flexibilität auf der Baustelle erlangen.

NC: In einfachen Worten – was hat es mit der Standsicherheit auf sich?

FH: Je weiter der Mast einer BG „herausgefahren“ ist, desto mehr verlagert sich der Schwerpunkt des Geräts nach außen beziehungsweise nach vorn. Und wenn man bedenkt, dass auf Baustellen auch noch schwere Ausrüstungen mit dranhängen, dann ist irgendwann ein kritischer Punkt erreicht, an dem das Gerät theoretisch umkippen könnte. Vor allem, wenn es sich im Einsatz um die eigene Achse dreht, entwickeln sich dynamische Kräfte, die eventuell die Standfestigkeit massiv beeinflussen. Insbesondere auf nicht ganz ebenem, schrägem Untergrund. Die Standsicherheit ist immer so berechnet, dass das Gerät unter Berücksichtigung aller „Worst Case“-Faktoren trotzdem nicht umfällt.

NC: Wenn ich dich richtig verstehe, war also die Zielsetzung, bei unseren BGs mehr Ausladung bei gleichbleibender Sicherheit zu erreichen?

FH: Ganz genau. Deshalb auch das "Plus" im Namen. Hierfür haben wir uns angesehen, welche Faktoren die Standsicherheit am meisten beeinflussen. Und es ist in der Tat mit großem Abstand die Drehgeschwindigkeit des Oberwagens, die, wenn sie zu hoch ist, zu einer gefährlichen Eigendynamik führt. Ganz einfach gesagt: Reduziert man die Oberwagendrehzahl, reduziert man die Fliehkräfte, die die Standsicherheit des Geräts beeinträchtigen. Allerdings ist es in der Realität dann doch nicht ganz so simpel, wie es sich jetzt vielleicht anhört. Schließlich gibt es neben der Ausladung des Masts noch weitere Faktoren, die den Schwerpunkt des Geräts und damit die entstehenden Kräfte beim Drehen des Oberwagens beeinflussen. Das sind natürlich der Neigungswinkel des Masts und die installierte Ausrüstung mit ihrem jeweiligen Gewicht. Das in Kombination ergibt eine maximal zulässige Drehgeschwindigkeit, die für die Standsicherheit nicht überschritten werden darf.

NC: Aber diese Erkenntnis ist doch nicht neu, oder?

FH: Natürlich nicht. Allerdings war die Oberwagendrehgeschwindigkeit früher nicht regelbar - das heißt, es wurde immer mit drei Umdrehungen pro Minute geschwenkt und die Ausladung dementsprechend niedrig festgelegt, so, dass die notwendige Standsicherheit gegeben war. Das macht die Bauer Geräte so agil. Und jetzt kommt unser Assistent Stability Plus ins Spiel: Dank ihm kann ich der BG mehr Ausladung gewähren, denn die jeweils für die entsprechende Ausladung maximal zulässige Drehgeschwindigkeit wird automatisch ermittelt und eingehalten. Sobald ich also mit meiner Ausladung in den erweiterten Bereich komme, regelt das Gerät automatisch die Oberwagendrehgeschwindigkeit runter. Kurz gesagt: Hierdurch sind wir in der Lage, unsere BGs mit einer erweiterten Ausladung bei gleichbleibender Sicherheit anzubieten. Die Agilität bei normaler Ausladung bleibt aber voll erhalten.

Höhere Ausladung bei Bauer Drehbohrgeräten dank Assistenzsystem Stability Plus

NC: Das ist schon mal ein riesiger Pluspunkt. Ein Stability Plus-Punkt, wenn man so will. Siehst du noch weitere?

FH: In der Tat! Man kann dank Stability Plus mehrere „Standsicherheitsdateien“ auf eine BG aufspielen. Quasi auf Knopfdruck kann dann der Gerätefahrer die für die jeweils eingesetzte Ausrüstung entsprechende Standsicherheit (und damit die optimale Ausladung) auswählen. Ohne Stability Plus ist man an die aufgespielte Software gebunden bzw. muss diese durch einen Servicetechniker ändern lassen. Teilweise wurde damals das Potenzial der BG nicht ausgenützt, weil eine zu große Ausrüstung einprogrammiert war und bei Ausrüstungstausch nicht gewechselt wurde.

NC: Okay, das klingt jetzt so abstrakt, das musst du mir erklären.

FH: Wie schon gesagt hatte Sicherheit, also neben vielen anderen Aspekten eben auch die Standsicherheit unserer Geräte, schon immer oberste Priorität in der Entwicklung und Konfiguration unserer Maschinen. Nun stell dir vor, ein Kunde erwirbt eine BG, weil er sie für ein bestimmtes Großbauprojekt benötigt. Nehmen wir an, bei diesem theoretischen Projekt kommt die BG mit einer besonders schweren Ausrüstung (lange Kellystange und großer Bohrwerkzeugdurchmesser) zum Einsatz. Die berechnete Standsicherheit erlaubt eine maximale Ausladung von 400 mm. So weit, so klar?

NC: Ja.

FH: Nun beendet der Kunde allerdings das Bauprojekt und möchte seine BG bei einem anderen Projekt zum Einsatz bringen, für das er allerdings eine deutlich leichtere Ausrüstung verwendet. Eine Ausrüstung, die eine Ausladung von sagen wir 1.000 mm zulassen würde. Da seine BG aber nicht für diese leichte, sondern für eine schwere Ausrüstung berechnet ist, kann er nur mit einer Ausladung von 400 mm arbeiten. Zumindest so lange, bis die neue Standsicherheit von uns neu aufgespielt wurde. Dank Stability Plus hat der Kunde jetzt die Möglichkeit, in der B-Tronic aus verschiedenen, im Vorfeld berechneten Ausrüstungen zu wählen, um immer die passende Standsicherheit zu haben. Zudem haben wir noch die Upload-Möglichkeit zusätzlicher Standsicherheiten über das DTR Modul und "Data to Rig" mit integriert. Wenn ein Kunde eine neue Bohrausrüstung kauft, wird eine neue Standsicherheit angelegt, und es ist jetzt möglich, sie direkt auf das Gerät zu spielen und gleich zu nutzen.

Mehrere vorkonfigurierte Standsicherheiten pro BG dank Assistenzsystem Stability Plus

NC: Das ist wirklich praktisch und spart unnötige Kosten und Zeit.

FH: Ganz genau. Und weil ich gerade schon unsere B-Tronic erwähnt habe: Der Stability Plus-Assistent hat natürlich auch auf der Anzeige seine adäquate Darstellung. So wird dem Gerätefahrer nicht nur jederzeit die zulässige und aktuelle Oberwagendrehgeschwindigkeit angezeigt, sondern auch die in der jeweiligen Position zulässigen Windenzugkräfte. Inklusive einer Warnmeldung, wenn mehr gehoben wird als zulässig. Die Zeiten der Tabellen, in denen ich diese Infos erst heraussuchen musste, sind damit endgültig Vergangenheit.

NC: Kannst du uns noch ein wenig zur Entwicklung des Assistenten erzählen?

FH: Wir haben Stability Plus nun seit etwa eineinhalb Jahren im Portfolio unserer Assistenzsysteme. Angefangen hat die Entwicklung wie bei im Grunde allen Assistenten: Wir haben Potenzial erkannt und dieses als lösungsorientierte Anforderung formuliert. Aus dem Brainstorming heraus wurden Theorien entwickelt. Diese haben wir langen, umfangreichen Praxistests auf unserem Werksgelände unterzogen, ehe wir so weit waren, zwei Testgeräte mit Stability Plus auszurüsten und auf eine echte Baustelle in den realen Einsatz zu schicken. Das war eine wirklich tolle Zusammenarbeit der Abteilungen. Mittlerweile erfreut sich der Assistent größter Beliebtheit bei unseren Kunden.

NC: Vielen Dank für Deine Zeit und das Gespräch.

FH: Sehr gern! Wenn ihr übrigens eine BG mit aktiviertem Stability Plus im realen Einsatz sehen wollt, empfehle ich euch, nachfolgendes Video anzusehen. Das haben wir gedreht, als wir unseren Kunden Wendt Grundbau GmbH auf der Baustelle beim Pfähle Bohren mitten in Berlin besucht haben.

 

Zum Video

Wir bedanken uns bei BG Produktmanager Franz Harnisch für das tolle Interview.

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