Let’s grab the future – wie unser Smart Grab Control die Welt der mechanischen Schlitzwandgreifer revolutioniert
Ein Interview mit David Pfeiffer, dem technischen Supervisor des Projekts
NC: Alle reden ganz aufgeregt über unser neues Smart Grab Control (SGC). Dabei scheint es sich um einen revolutionären neuen Ansatz bei der Bedienung mechanischer Greifer zu handeln. Was genau hat es damit auf sich?
DP: Um das ganze Ausmaß unseres neuen Ansatzes zu begreifen, müssen wir ein paar Jahrzehnte zurück in die Geschichte der Seilbagger gehen. Der erste vollhydraulische Seilbagger, über den der Greifer mit hydraulischen Freifallpedalen bedient werden konnte, kam Ende der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts auf den Markt. Und seitdem hat sich hinsichtlich Bedienung und digitalem Komfort nur wenig am Grundkonzept geändert. Das muss man sich mal vorstellen! Wir reden hier von fünfeinhalb Jahrzehnten Stillstand. Gesteuert werden Greifer immer noch über zwei sehr schwierig zu bedienende Freifallpedale, die extrem viel Erfahrung, Sorgfalt und körperlichen Einsatz vom Gerätefahrer verlangen.
NC: Körperlichen Einsatz?
DP: In der Tat! Der Gerätefahrer muss permanent mit beiden Füßen auf den Bremsen stehen, um zu verhindern, dass der Greifer im freien Fall herunterdonnert. Dabei muss er Kräfte aufwenden, die einem Äquivalent von bis zu 25 kg entsprechen. Und dies bei Arbeitstagen, die manchmal bis zu 12 Stunden lang sind. Und neben dieser Grundbelastung bedingt der exakte Einsatz von mechanischen Greifern nach dem herkömmlichen Prinzip eine enorme Präzision in der Bedienung der Pedale. Oft entscheiden einige Millimeter Fußbewegung nur, ob der Greifer korrekt ausgesteuert wird oder fällt.
NC: Das klingt, als ob es viel Gefühl und Erfahrung braucht, um einen mechanischen Greifer zu bedienen.
DP: Bei uns gibt es den Running Gag „Keine Angst, nach zwanzig Jahren hast du es drauf“. Und den gibt es nicht ohne Grund. Aber im Ernst, zwanzig Jahre dauert es natürlich auch nicht. Allerdings dauert das Erlernen der richtigen Gerätebeherrschung definitiv viel länger, als ein Gerätefahrer heute im Laufe seiner Ausbildung Zeit und Ressourcen hat. Schließlich wird von ihm erwartet, dass er so schnell wie möglich in der Lage ist, Geräte zu bedienen. Das allerdings hat zur Folge, dass in den letzten Jahren ein eklatanter Mangel an Gerätefahrern im Bereich mechanische Greifer auf dem Markt entstanden ist. Klar, die alten Hasen gehen entweder irgendwann in den wohlverdienten Ruhestand oder können und wollen den Job nicht mehr machen aufgrund der täglichen körperlichen Extrembelastung. Auf der anderen Seite kommen kaum noch junge Fahrer nach, weil sie nicht die Zeit und Möglichkeit haben, die herkömmliche Bedienung vollumfänglich zu erlernen.
NC: Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass an genau dieser Stelle unser Smart Grab Control ins Spiel kommt. Liege ich da richtig?
DP: Genau so ist es. Und darauf sind wir unglaublich stolz. Denn nach über fünf Jahrzehnten des Stillstands ist uns in intensiver Projektarbeit etwas gelungen, das nichts weniger als ein revolutionärer Meilenstein ist. Eine Weiterentwicklung, die derzeit nur wir von Bauer Maschinen bieten können. Denn dank unseres im wahrsten Sinne des Wortes "smarten" Grab Controls kann jetzt im Grunde jeder „Anfänger“ nach kürzester Einarbeitungszeit sicher und effizient mechanische Schlitzwandgreifer bedienen. Und das ganz bequem via Joysticks.
NC: Herzlichen Glückwunsch dazu! Wie – in aller Kürze – entwickelt man denn so eine Technologie?
DP: Wir haben dazu einen sehr praxisnahen Ansatz gewählt. Zunächst haben wir Bediener weltweit analysiert und die besten Fahrstile festgehalten. Die gewonnenen Referenzdaten waren die Basis für unser neues Bedienungssystem, das wir dann maschinenseitig umgesetzt und ganz pragmatisch auf unserem Testgelände ausprobiert haben. Im Laufe der Weiterentwicklung wurde die Technologie immer effizienter und intelligenter. Heute optimiert das System die Steuerungsbefehle des Gerätefahrers sogar noch selbstständig, wo nötig. Dafür haben wir jede nur erdenkliche Situation ermittelt, nachgestellt und getestet.
NC: Auch, wenn die Bedienung durch das Smart Grab Control erheblich leichter wird, müssen sich vermutlich die meisten Gerätefahrer den Umgang mit mechanischen Greifern erst noch beibringen. Was würdest Du ihnen empfehlen?
DP: Da gibt es einen ganz einfachen, komfortablen Weg. Unser hauseigenes Bauer Training Center wird in den nächsten Monaten professionelle Trainings für die Gerätefahrer unserer Kunden an der neuen Bedienung anbieten. Auf unserem Testgelände nahe Schrobenhausen können sie innerhalb weniger Tage alle notwendigen Skills erlernen, um anschließend auf der Baustelle eingesetzt zu werden.
NC: Auch wenn das SGC augenscheinlich eine ganze Reihe an revolutionären Vorteilen bietet – was, würdest Du sagen, ist der wesentlichste Vorteil neben der einfachen Bedienbarkeit?
DP: Das ist in meinen Augen ganz klar der Aspekt der Sicherheit. Rufen wir uns nochmal kurz in Erinnerung: Bei der herkömmlichen Bedienung musste der Gerätefahrer permanent mit großem Druck auf der Bremse stehen, um zu verhindern, dass der Greifer – bis zu 30 Tonnen Stahl – ungebremst herabfällt. Bei unsachgemäßer Bedienung fällt dadurch im schlimmsten Fall der komplette Seilbagger um. Die Unfälle, die dadurch entstehen können, mag man sich gar nicht vorstellen. Dieser ungewünschte freie Fall wird durch unser neues System komplett ausgeschlossen. Dort, wo er nötig ist – etwa, um den Boden während des Grabens zu lockern –, wird er nun mit Unterstützung eingebauter Sicherheitsmechanismen kontrolliert durchgeführt.
NC: Gibt es noch weitere Vorteile, die Du erwähnen möchtest?
DP: Natürlich! Unser Smart Grab Control ist mit einer ganzen Reihe von zusätzlichen Assistenten ausgestattet. Da wären zum Beispiel Assistenten zum Befüllen des Greifers und zum Ausleeren oder ein Warnsystem, wenn der Greifer sich festzubeißen droht, um nur drei zu nennen. Ich kann nur an alle Interessenten appellieren: Kontaktiert uns und lasst euch überraschen, was unser Smart Grab Control sonst noch alles kann! Und das Schönste ist, dass das SGC ganz einfach für die meisten neueren MCs nachgerüstet werden kann. Nicht umsonst ist die Nachfrage bereits sehr groß.
NC: Gibt es noch etwas, das Du abschließend ansprechen möchtest?
DP: Das Wichtigste hab ich mir für den Schluss aufgehoben. Ich möchte ein riesengroßes Dankeschön aussprechen an das gesamte beteiligte Team. Ich glaube, wir sind alle unglaublich stolz darauf, was wir gemeinsam erreicht haben. Vom Brainstorming bis hin zum fertigen System haben wir intensiv und teils bis spät in die Nacht gemeinsam in einem kleinen Projektteam zusammengearbeitet. Das war und ist einfach großartig. Danke!
NC: Und danke Dir für das Interview.
DP: Gern!
