Bohrverfahren im Spezialtiefbau

Bei der Errichtung von Brücken, Tunneln, Hochhäusern und anderen Strukturen, die tief in den Boden reichen, spielen Bohrverfahren eine wichtige Rolle. Es gibt mehrere Methoden, Bohrpfähle als stabile und sichere Gründungselemente für ein Bauwerk herzustellen. Zu den gängigsten Bohrverfahren zählen das Kellybohren, das verrohrte oder unverrohrte Endlosschneckenbohren und das Vollverdrängerbohren. 

Kellybohren

Beim Kellybohrverfahren handelt es sich um ein klassisches Bohrpfahlsystem, mit dem auch tiefe Fundamente hergestellt werden können. Drehmoment und Vorschubkraft werden dabei über eine teleskopierbare Kellystange auf das Werkzeug übertragen. Eine Suspension oder ein Bohrrohr stützen die Bohrlochwand. Der Einbau der Bohrrohre erfolgt mithilfe des Drehgetriebes, eines Drehmomentwandlers (BTM) oder einer angebauten Verrohrungsanlage. Das Kellybohrverfahren kann in allen Bodenarten (einschließlich Fels) ausgeführt werden. Je nach Untergrundbeschaffenheit kommen verschiedene Bohrwerkzeuge zum Einsatz. Die Durchmesser bei diesem Verfahren variieren zwischen 600 mm und 3.000 mm, die maximale Bohrtiefe beträgt 125 m. 

Endlosschneckenbohren (CFA)

Das Endlosschneckenbohrverfahren ist das gebräuchlichste Single-Pass-Bohrverfahren. Es ist mit BG Drehbohrgeräten, RTG Rammgeräten und MC Seilbaggern plus entsprechender Ausrüstung durchführbar. Die Bohrlochwand wird hierbei durch den gelösten und über die Wendel der Endlosschnecke geförderten Boden stabilisiert. Ein aktiver Vorschub ermöglicht das Eindringen auch in harte Bodenschichten und eine Felseinbindung bis 20 MPa. Die Betonage des Pfahles erfolgt mit einer Pumpe durch die Hohlseele der Schnecke. Die Assistenzsysteme der B-Tronic regeln den Abbohr- und Betoniervorgang. Mit dem Endlosschneckenbohrverfahren sind Durchmesser von 600 mm bis 1.200 mm sowie maximale Bohrtiefen von 50 m möglich. 

Verrohrtes Endlosschneckenbohren (CCFA)

Das verrohrte Endlosschneckenbohrverfahren wird hauptsächlich für die Herstellung überschnittener Bohrpfahlwände angewendet. Im Vergleich zu den herkömmlichen Systemen mit vollverrohrten Bohrpfählen im Kelly-Bohrverfahren oder im Standard-Endlosschneckenbohren bietet das CCFA-System hinsichtlich des Kosten- und Zeitaufwands einige Vorteile:

  • kürzere Installationszeiten
  • hohe Vertikalitätstreue
  • Schutz des Pfahls vor der Einwirkung des umgebenden Bodens (beispielsweise durch Grundwasser)  
  • gleichmäßige Bohr- und Betonierleistung durch die Verwendung von Assistenzsystemen
  • saubere Baustelle durch trockenen Bodenaushub
  • problemlose Umrüstung des Bohrgerätes
  • Durchdringung harter Bodenschichten möglich
  • geringere Lärmbelästigung im Vergleich zu verrohrten Bohrpfählen im Kellybohrverfahren 

Vollverdrängerbohren (FDP)

Verdrängerpfähle sind Ortbetonbohrpfähle, bei denen ein Verdrängerbohrkopf mit einem Drehbohrgerät in den Boden eingedreht und eingedrückt wird. Voraussetzung für einen Einsatz sind moderne Drehbohrgeräte mit hohem Drehmoment, großen Vorschub- und Rückzugkräften sowie einem hohen, torsionssteifen Bohrmast. Zu den Vorteilen des Vollverdrängerbohrens zählen  

  • die Minimierung von Aushubmaterial
  • ein erschütterungsfreier Herstellprozess
  • ein reduzierter Betonmehrverbrauch
  • eine hohe Tragfähigkeit

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Franz-Werner Gerressen
Leiter Verfahrensentwicklung

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